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Aktuelles Wissen rund ums Pferd

In meinem neuen Blog geht es um aktuelles Wissen und neueste Literatur rund ums Pferd und natürlich auch den Reiter. Ich stelle stets aktuelle und lesenswerte Bücher vor, gebe Tipps zum Reitunterricht und natürlich auch zur Gesundheit des Pferdes. Aktuelle Interviews mit Top-Trainern und Tierärzten sowie Orthopäden sollen dir zukünftig helfen im unüberschaubaren Dickicht eine mögliche Lösung für dich und dein Problem zu finden. 

Auch Praktisches zu aktuellen Themen wie Fellwechsel, Plagegeister im Sommer und jahreszeitliche Fütterung stehen auf meiner Agenda und der meiner Experten. 

Beginnen wir gleich mit einem richtig tollen Buch aus dem Kosmos-Verlag.

Habt ihr euch schon mal gefragt, warum ihr immer und immer wieder die selben Fehler macht? Seit Jahren trainiert, um nicht in der Hüfte einzuknicken oder das rechte Knie lang zu lassen und trotzdem passiert es immer wieder...

Das Buch von Marc Nölke "Neuro Athletik für Reiter" geht genau diesem Phänomen auf den Leib. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Trainingsoptimierungsprogramm richtet sich über die Sinne direkt ans Gehirn und programmiert das individuelle Bewegungsmuster damit neu. Dabei spielen die Augen, das Gleichgewicht, die Beweglichkeit und auch die Zunge eine enorme Rolle!

Praktische Übungen, Tests und Retests führen dich durch das Buch und auf deinen Weg zum spürbar verbesserten Reiten und zu einem ganz neuen Lebensgefühl. Weitere Infos zum Buch und ein Interview mit Marc demnächst hier auf der Seite. 

 

Neuroathletik für Reiter Interview mit Marc Nölke

 

„Das Match wird im Kopf entschieden.“ Dieser Satz von Boris Becker beschreibt im Grund das, was das Neuro-Rider-Training ausmacht. Marc Wölke, Neuro Athletik Trainer und Autor des gerade im Kosmos Verlag erschienen Buches „Neuro Athletik – für Reiter“ erklärt sein individuelles Training, mit dem gezielt jene Gehirnareale angesteuert werden, die für Stabilität, Rhythmusgefühl, Bewegungspräzision, Atmung sowie die Seh- und Riechverarbeitung zuständig sind.  im Interview erklärt er noch einmal persönlich worauf es ankommt und was das Besondere an seinem Trainingsprogramm ist. „Man sollte sich nach jedem Training besser fühlen und sich besser bewegen können als vorher. Dann verlangt das Gehirn immer mehr davon.“

 

Was unterscheidet das Neuro-Rider-Training von herkömmlichen Trainingsmethoden?

Wir stellen das Gehirn in den Mittelpunkt des Trainings, denn Bewegung entsteht schließlich im Gehirn. Bewegungsfehler, Bewegungsschwächen oder Schmerzen entstehen im Gehirn. Klassisches Training ist Output orientiert. 

 

Hierzu eine grundlegende Erklärung:

Sehr vereinfacht erklärt macht unser Gehirn permanent drei Schritte:

  1. Input empfangen
  2. Input interpretieren, integrieren und entscheiden
  3. Einen Output erzeugen. Das kann zum Beispiel eine Bewegung sein. Aber auch ein Gedanke oder ein Schmerz oder Angst.

 

Um Bewegung zu erzeugen, konstruiert unser Gehirn ein Abbild der Umgebung, in der wir uns bewegen und ein Abbild unseres Körpers und unserer Körperteile. Dafür haben wir sogenannte Rezeptoren, die sensorische Informationen über Nerven in unser Gehirn senden. Diese sensorischen Informationen sollten eine gute Qualität haben. Das nennen wir INPUT.  Zuerst muss das Gehirn also diesen INPUT empfangen. Diesen INPUT interpretiert unser Gehirn und dann entscheidet es anhand dieser Daten, ob und wie genau welcher OUTPUT produziert wird. Und dann sendet unser Gehirn aktivierende Signale zu unseren Muskeln. Wir machen eine Bewegung. Wir sitzen gerade oder schief. Sind verkrampft oder locker und durchlässig.

 

Herkömmliche Trainingsprogramme arbeiten Output-orientiert. Wenn man eine Bewegung nicht kann, dann wiederholt man diese Bewegung, bis man sie kann, oder man trainiert die Muskeln, die bei der Bewegung eingesetzt werden. Beispiel: Der Reitersitz ist schief, man übt, gerade zu sitzen und macht vielleicht Übungen, um die Rückenstrecker der Wirbelsäule auf einer Seite zu stärken.  

Neuro-Rider Training setzt früher an. Wir fragen uns: Wenn die output-orientierte Methode nicht funktioniert, dann muss es an den Inputs und der Verarbeitung liegen, dass das Ergebnis nicht zufriedenstellend erzielt werden kann. Dann Fragen wir uns: Was sind die Inputs, die unser Gehirn braucht, um gerade zu sitzen? Und schon sind wir nicht mehr nur bei Muskeln, sondern beim visuellen System und beim vestibulären System im Innenohr. Diese beiden Systeme werden in herkömmlichen Systemen nicht beachtet, obwohl sie am meisten Daten ins Gehirn liefern!

 

Zum anderen ist es die absolute Individualisierung. Es ist klar, dass unsere Gehirne so einzigartig sind wie unsere Fingerabdrücke. Jeder Mensch reagiert und verarbeitet anders. Also kann eine bestimmte Übung für den einen Menschen sehr gut und sehr hilfreich sein, weil sie Gehirnfunktion begünstigt, die gleiche Übung kann für einen anderen Menschen aber negativ wirken, weil sie ungünstige Gehirnfunktionen verstärkt. Die Wirkung einer Übung kann auch für eine gewisse Zeit sehr effektiv sein und ihre Effektivität dann verlieren. Unser Gehirn verändert sich permanent. Das nennt man Neuroplastizität. Während klassisches Training in der Regel jedoch nur ein Trainingsprogramm für alle Menschen hat, lernen Menschen durch Neuro-Rider, genau die Übungen für Ihr Training auszuwählen, die sie tatsächlich besser machen. Egal, ob es Bewegungsübungen für Gelenke sind oder Augenübungen oder Gleichgewichtsstimulationen oder ein Geruch, an dem man riecht – erstaunlicherweise kann riechen Bewegung signifikant beeinflussen.

 

Welche Erfahrungen haben Sie mit Reitern in diesem Programm gemacht?

Ich habe zahlreiche Reiterinnen gesehen, die in Tränen ausgebrochen sind, nachdem sie gemerkt haben, was sie ihren Pferden über Jahre hinweg angetan haben. Wenn sich ein Pferd plötzlich in hoher Synchronizität mit dem Reiter bewegt und den Stress nicht mehr hat, den Reiter ausbalancieren zu müssen, dann sehe sogar ich das, obwohl ich kein Reitexperte bin.  Reiten wird einfacher, wenn die Grundlagen der Bewegungssteuerung so funktionieren, wie sie sollen. Dann haben die Menschen freie Ressourcen und können sich auf technische Details konzentrieren und sich besser weiterentwickeln.

 

Wie arbeiten Sie mit vorhandener oder aufkommender Angst des Reiters nach längerer Pause oder nach einem Unfall?

Angst ist etwas Positives - wenn sie einen Grund hat. Ich sehe viele Menschen, die Angst haben und denke: Gut so. In dem Zustand, mit den Fähigkeiten, da ist es gut, Angst zu haben. Angst schützt schließlich vor Schaden. Auch Angst ist ein Output unseres Gehirns. Deshalb gilt auch hier das Prinzip: Welche INPUTS fehlen? Was kann dazu beitragen, die unbewusste Wahrnehmung von Sicherheit zu erhöhen? Was braucht das Gehirn, um in seiner Interpretation der Daten zum Schluss zu kommen, dass die Situation sicher ist? Das ist das wesentliche Prinzip. Und es gibt ein paar Basics, die man beachten sollte. Mit einem niedrigen Blutzuckerspiegel und hohen Adrenalinausschüttungen trainiert man sich darin, schneller Angst zu bekommen. Das kann man relativ leicht lösen.

 

Müssen ältere Reiter mit ihrer zunehmenden Unbeweglichkeit leben oder fängt auch Beweglichkeit im Kopf an und wie ist da der richtige Weg?

Die Mähr vom Alter….. Nein. Müssen sie nicht. Auch Beweglichkeit ist neuronal gesteuert. Genauso wie Kraft und Schnelligkeit.

Natürlich gibt es normale Alterungserscheinungen. Viele Menschen denken, dass man im Alter nicht mehr so viel trainieren kann oder sollte. Das ist nicht wahr. Im Alter muss man eher mehr tun, um das Niveau zu verbessern oder zu halten. Wenn man allerdings von null kommt, muss man langsam beginnen. Oft wird überschätzt, was man in einem Monat erreichen kann und völlig unterschätzt, was in einem Jahr möglich ist. Wenn es sein muss, dann beginnt man mit einer Minute bewusstem Training am Tag. Man entwickelt eine Gewohnheit. Man steigert nach einer Woche auf 2 Minuten. Dann auf 3. In einem Jahr kann man bei 52 Minuten sein – wenn man so herangeht, dann gibt Training Energie, es nimmt keine weg. Das Ziel im Hinterkopf muss immer sein: Training ist keine Strafe für zu viele Kalorien, Training soll nicht weh tun oder hart sein, Das sind alles völlig unsinnige Ideen, die leider sehr populär sind. Man sollte sich nach jedem Training besser fühlen, sich besser bewegen können als vorher. Dann verlangt das Gehirn immer mehr davon.

 

Gibt es eine Möglichkeit des Personal Trainings?

Natürlich gibt es die. Inzwischen sind um die 100 Trainer von mir ausgebildet worden, dieses Jahr kommen 40 hinzu. Auf der Webseite www.neuro-rider.com gibt es eine Liste mit Trainern, da kann man nachschauen, wer in der Nähe ist. Man kann dort auch Onlinekurse kaufen, am besten man beginnt mit dem Basics Kurs. Oder ein Training mit mir buchen. Und wenn man mehr wissen will und mit Menschen arbeitet, kann man die Trainerausbildung machen.

 

Marc Nölke ist Trainer, Coach mit Spitzensport-Background und einer der ersten Neuroathletiktrainer Deutschlands. Er arbeitet mit Spitzensportlern verschiedener Disziplinen zusammen. Um seine Erfahrungen und Methoden mit mehr Menschen teilen zu können, gründete er ein Personal-Training-Studio in Köln und baute das Neuro-Rider-Trainingsprogramm auf. Mittlerweile vermittelt er seine Methodik und die daraus resultierenden Erkenntnisse auch als Dozent an der Trainerakademie des DOSB in Köln.

 

 Das Neuro-Rider-Trainingsprogramm

Mit 62 „Magic“-Übungen Probleme lösen und besser reiten

Marc Nölke

Neuroathletik für Reiter

 

160 Seiten, Pappband

330 Farbfotos, 10 Farb-Illustrationen

€/D 28,00 / €/A 28,80 / sFr 36,90 ISBN 978-3-440-17225-4

Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart

 

Es gibt Bücher, die nimmt man immer wieder in die Hand. Zum Einen, um sein Wissen erneut aufzufrischen, zum Anderen, um Dinge nachzuschlagen. Und, es gibt Bücher, die sich als wunderbare Geschenke für wirklich jeden Reiter und auch Züchter eignen und die, wenn nicht schon vorhanden, in keinem Bücherregal fehlen sollten. 

 

–– Meine Lehrmeister die Pferde von Alois Podhajsky

Erinnerungen an ein großes Reiterleben

 

Der Klassiker der Reitliteratur "Meine Lehrmeister die Pferde"  des bekannten Reiters, Offiziers in der österreichischen Armee, ehemaligen Leiters der Spanischen Hofreitschule in Wien und Olympiateilnehmers (1936, Berlin, Bronze in der Dressur auf dem Hengst Nero und 1948 in London, Rang 7 in der Dressur mit der Stute Teja), ist ein solches Buch. Berührend, lehrreich, spannend und faszinierend. Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legt,  hat es einmal zu lesen begonnen. Eine Reitlehre, der ganz besonderen Art, von der selbst die erfahrensten Reiter immer wieder aufs Neue profitieren und in der es nicht nur um Techniken geht, sondern vielmehr darum, auch die schwierigsten Pferdepersönlichkeiten, wie z.B. Nero und Teja auf seine Seite zu holen. Die Neuauflage aus dem Kosmos-Verlag ist wesentlich handlicher, als die vergriffene Originalausgabe und liest sich dadurch auch einfacher.

 

Titel: Meine Lehrmeister die Pferde

Autor: Alois Podhajsky

Verlag: Kosmos

Preis: 25,-- Euro

Ostheopathie ––– für Pferde 

von Beatrix Schulte-Wien und Irina Keller 

Wissen, Spüren, Behandeln 

 

Ein Buch, das praktisch und mit vielen Abbildungen den Pferdekörper anschaulich macht und zeigt, was es mit der Ostheopathie auf sich hat. Nicht nur die Anatomie sondern auch die gesamten Zusammenhänge von Knochen, Sehnen, Faszien und Muskeln werden erklärt und anhand vieler Beispiele gezeigt, was dem Pferd gut tut, wenn es im Bewegungsapparat schmerzt.  Leider werden Bewegungsprobleme beim Pferd oft nicht erkannt oder falsch beurteilt und können schnell zu dauerhaften Schäden führen. Deutschlands bekannteste Pferde-Osteotherapeutin, Beatrix Schulte-Wien, erklärt, wie man sein Pferd mithilfe der Ostheopathie gesund und leistungsfähig erhalten kann. Sie veranschaulicht, welche Probleme im Bewegungsapparat auftreten können, wie der Osteopath sie durch Ertasten zuverlässig diagnostiziert und mögliche Blockaden mit den Händen lösen kann. Die oft sehr einfachen Behandlungen kann nämlich wirklich jeder Pferdehalter selbst durchführen. Die dazu nötigen Handgriffe werden im Praxisteil ausführlich gezeigt.

 

Titel: Ostheopathie ––– für Pferde

Autoren: Beatrix Schulte-Wien und Irina Keller 

Verlag: Kosmos

Preis: 42,-- Euro

 

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